Brennnessel – das Kraut, das niemand anfassen will
Eine Pflanze mit Haltung
Wer ihr begegnet, wird sie nicht so schnell vergessen.
Die Brennnessel, Urtica dioica, ist wehrhaft, aufrecht und voller Leben. Sie wächst an Waldrändern, auf Schuttplätzen, in Gärten. Immer da, wo der Boden nährstoffreich ist. Und wo sie sich einmal angesiedelt hat, bleibt sie gerne.
Die Wirkung und Anwendung der Brennnessel wurde über Generationen überliefert: zur Blutreinigung, als Frühjahrskur, bei Eisenmangel, für die Haare, bei Gelenkschmerzen. Sie ist mehr als nur ein Beikraut – sie ist eine Heilpflanze, ein Nahrungsmittel und ein Symbol für Vitalität.
Wuchs, Sammelzeit und Standort
Die Brennnessel kann bis zu eineinhalb Meter hoch werden. Sie wächst in Kolonien, ihre gezackten Blätter sind von feinen Brennhaaren überzogen. Beim Berühren setzen sie ein Histamin frei – das bekannte Brennen entsteht.
Du findest sie an nährstoffreichen, leicht feuchten Stellen: an Bachläufen, Kompostplätzen, Waldrändern und Gartenzäunen. Sie wächst vom Frühjahr bis in den Herbst, am besten sammelst du die jungen Triebe im April und Mai. Auch die Samen und Wurzeln lassen sich nutzen – die ganze Pflanze ist wertvoll.
Tipp: Es gibt viele weitere Wildkräuter aus Galicien, die auch bei uns wachsen und deren Wirkung und Verwendung ausgesprochen vielseitig sind.
Brennnessel in der Volksmedizin
In der traditionellen Heilkunde wurde die Brennnessel zur Reinigung und Stärkung eingesetzt.
Sie galt als Pflanze des Neuanfangs: Wer im Frühling Brennnesseltee trank, räumte innerlich auf. Auch in Galicien ist sie bekannt – vor allem als Stärkungsmittel bei Schwäche, zur Anregung des Stoffwechsels und zur Unterstützung von Haut, Haar und Blutbildung.

Brennnessel: Wirkung und Anwendung
Die Wirkung der Brennnessel basiert auf einem dichten Wirkstoffkomplex: Eisen, Kalzium, Kalium, Flavonoide, Kieselsäure, Gerbstoffe und viele Vitamine. Ihr Wirkungsspektrum ist entsprechend breit:
- blutreinigend und entgiftend
- anregend für Leber, Nieren und Stoffwechsel
- unterstützend bei Eisenmangel
- entzündungshemmend bei rheumatischen Beschwerden
- fördert Haarwuchs und Hautklarheit
- regt die Milchbildung an (stillende Frauen)
- krampflösend und harntreibend
So kannst du die Brennnessel anwenden
Innerliche Anwendung
- Tee (aus frischen oder getrockneten Blättern): bei Frühjahrsmüdigkeit, zur Entwässerung, als Eisenlieferant. Wenn du keine selbstgetrockneten Blätter Zuhause hast, empfehle ich die Bio-Brennnesselblätter getrocknet und geschnitten zu kaufen.
- Tinktur oder Presssaft: bei Rheuma, Arthrose oder zur Stoffwechselanregung
- Samen: roh als Powernahrung, z. B. übers Müsli oder im Smoothie. Brennnesselsamen aus kontrolliert biologischem Anbau findest du zum Beispiel hier.
Äußerliche Anwendung
- Haarspülung mit Brennnesselaufguss: bei Haarausfall, fettiger Kopfhaut
- Waschungen: bei unreiner Haut oder Juckreiz
- Wurzelansatz: bei Prostatabeschwerden (innerlich und äußerlich anwendbar)
Brennnessel in der Küche

Wer sie geschickt verarbeitet, wird mit einem erstaunlich vielseitigen Wildgemüse belohnt.
Die jungen Blätter schmecken leicht nussig und erinnern entfernt an Spinat – nur kräftiger. Sie verlieren ihre Brennkraft nach dem Blanchieren oder Trocknen. Du kannst sie verwenden für:
- Suppen
- Wildkräuterspinat
- grüne Smoothies
- Nudelteig oder Pesto
- Brennnesselchips aus dem Ofen
Auch die Samen lassen sich in der Küche nutzen: geröstet schmecken sie nussig, liefern hochwertige Proteine und gelten als natürlicher Energiebooster.
Brennend ehrlich
Die Brennnessel zwingt uns zur Achtsamkeit. Man kann sie nicht einfach greifen – man muss sich ihr annähern. Und genau darin liegt ihre Kraft.
Sie erinnert daran, dass echte Heilung manchmal ein bisschen wehtut. Aber sich lohnt.